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Feuerwehr
Aus der Festschrift zum Jubiläum der Feuerwehr Brünen von 2010. „200 Jahre Brandschutz in Brünen“
Auszüge aus dem Beitrag zur Heimatgeschichte Brünens von Günter Heiligenpahl.
Es ist wohl eine nicht von der Hand zu weisende Tatsache, dass es seit Beginn der Menschheitsgeschichte für die Bewohner der Erde stets ein Kampf gegen die Naturgewalten gegeben hat. Sturm, Wasser und Feuer waren und sind wichtige Elemente, doch in unausgewogenen Dimensionen bedrohend, ja lebensgefährlich und nicht selten tödlich. Nur das gemeinschaftliche Vorgehen einer Gruppe von Menschen konnte oft das Schlimmste verhindern. Solche Zusammenschlüsse haben sich ohne höheren Befehl gebildet.
Doch es kann nicht Aufgabe einer dörflichen Chronik sein, mit ihren Aufzeichnungen schon bei den alten Griechen und Römern zu beginnen, auch nicht, von den ersten organisierten Feuerwehren in Wien (1689), Linden (1698) oder Paris (1710) zu sprechen. Hierfür steht die Fachliteratur bereit. Der folgende Beitrag soll sich vielmehr mit der Erkundung der Vergangenheit des Brüner Feuerschutzes befassen.
Was haben unsere Vorfahren wohl alles getan, um im Notfall sich selbst und auch anderen zu helfen? Bis in die Anfänge der 80er Jahre des 18. Jh. Wissen wir auf die gestellt Frage keine befriedigende Antwort. Aber sie werden bestimmt etwas getan haben. Alte Handspritzen und lederne Wassereimer, die es seit jeher gab, künden davon.
Und manch verzweifeltes Stoßgebet wird wohl in größter Not gesprochen worden sein. Nicht zuletzt der Aberglaube hatte gerade bei Feuerbrünsten guten Nährboden. Es mussten Schuldige gefunden werden. Auf einem alten Brüner Hof ist bis heute eine Feuersprechformel einst von fast schreibkundiger Bauernhand aufgezeichnet zwischen den Familiendokumenten erhalten geblieben. Wegen der in diesem Sprechreim vorkommenden Kreuzzeichen muss das Entstehen noch in die vorreformatorische Zeit zurückreichen.
Der Versuch der Abschrift ergibt folgendes:
„Feuer eck gebiete Dir in Gottes Kraft, das Du niet mehr nimmst, deen Du häst gefasst. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. (dann folgen drei Bekreuzigungen) Feuer du sollst stille stohn, stelle stand der Jordan, da er ihn taufte ’Johannis, der heilige Mann“ (noch einmal drei Bekreuzigungen)
Wenn auch der organisierte Feuerschutz ursprünglich in den Dörfern, vielmehr in den Nachbarschaften entstanden ist, so ließen es sich die Obrigkeiten dennoch nicht nehmen, Brandordnungen zu erlassen. Die gedruckten Schriften gaben den Vorstehern und Schöffengenaue Anweisungen. Eine vom preußischen König Friedrich dem Großen im Urtext eigenhändig unterschriebene
„Feuer Ordnung auf dem platten Lande im Herzogthum Kleve, Dato Berlin den 30. November 1755„
War in damaliger Zeit richtungsweisend.
Genaue Verhaltensregeln wurden gegeben. So musste z.B. jeder ganze Bauer zwei lederne Brandeimer, jeder halbe Bauer einen Brandeimer und je zwei Katstelleninhaber einen Brandeimer nachweisen. In Einzelhoflagen sollte sogar auf jedem Anwesen eine Handspritze vorhanden sein. Wichtig schien aber auch die Vorsorge in geschlossener dörflicher Wohnlage. Genügend Brunnen waren nachzuweisen. Auch wurden die Gemeinden selbst angehalten, ihrerseits für die Anschaffung von Löschgeräten und Leitern zu sorgen, sowie für deren Unterstellung den nötigen Raum vorzusehen.
Um diese Zeit lag hier wohl noch einiges im Argen. Das alte Drillhaus vor der Kirche war verfallen. Einst diente es dem Holzrichter als Pfandstall für unrechtmäßig in die Marken (Wälder) getriebene Schweine. Doch mit dem Abholzen der Eichenbestände erlosch dieser Erwerbszweig.
Eine Baurechnung aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges bezeugt, dass Gerhard Bauhaus sieben Reichstaler aus der Gemeindekasse wegen Reparieren des alten Drill- und Schuttstalles erhielt. In diesem fand der höheren Ordnung gemäß alles einen Platz: Brandeimer, Haken, Leitern, die Wolfsnetze, die kleine Arrestzelle und irgendwann auch die Brandspritze. Vor genau 200 Jahren hatte letztere schon eine Reparatur nötig:
„Für Aufbehaltung (Betreuung), Schmiere und Raparationen der Brandspritze 3 Reichstaler„
So lautet es im Brüner Steueranschlag von 1782. Frühestens ab diesem Datum kann von organisiertem Brandschutz gesprochen werden.
Nachweise über Feuerlöschgeräte im frühen 19. Jahrhundert.
Während die Stadt Schermbeck 1816 schon 15 Feuerspritzen besaß, gab es in Brünen nur eine kleine. Die übrigen zum damaligen Amt Schermbeck gehörenden Gemeinden konnten noch keine nachweisen. Im Übrigen mussten sich nach der französischen Herrschaft die Landsturmabteilungen um das Löschwesen kümmern. Sie waren die hierfür Verantwortlichen. Und ihr Vorsitzender, Herrn van de Wall zu Venninghausen wird ein guter Organisator gewesen sein. Schon 1817 und 1818 wurde berichtet,
„Die Feuerspritze in Brünen sey ganz gut coordiniert und nur im brauchbaren Zustande. Es sind noch einige Privatspritzen vorhanden, die im Notfalle alle zu Diensten stünden. Die auf dem Lande vorhandenen ledernen Brandeymern seyen alle in Ordnung, bey genauen hinsehen seyen es mehr als 400 Stück. Leider kann die öffentliche Spritze nur auf einen Schlitten gefahren werden.„
Zwei alte undatierte Brandordnungen
Den Statuten der Brüner Feuerversicherung sind in späteren Jahren vier Brandordnungen beigelegt worden. Davon tragen zwei leider kein Datum. Bei der vermutlich älteren handelt es sich um eine nicht beglaubigte Abschrift. Doch die Geburtsdaten der damaligen Brüner Neubürger lassen auf die ungefähre Entstehungszeit schließen. So ist der im folgenden genannte Heinrich Wölker 1819 in Gemen geboren, sein Bruder Johann 1824 gleichfalls in Gemen, und auch Bernhard Henkel wurde 1820 in Gemen geboren. Die nun folgenden Aufzeichnungen können also frühestens aus dem Jahre 1840 stammen.
„Brandordnung für das Dorf Brünen, Abschrift.„
Spritzenmeister:
1. Heinrich Beling 2. Heinrich Schween
Brandmeister:
1. Fr. Buchmann 2. Hermann Bülzebruck
3. Johann Cappell 4. Johann Brans
Spritzenleute:
1. Bernhard Kerkhoff 2. Hermann Gumpers
3. Johann Wüstemeyer 4. Gottfried Felderhoff
5. Daniel Rütter 6. Wilhelm Dusbach
7. Wilhelm Lückel 8. Hermann Wetjen
9. Johann Lackermann 10. Gerhard Tinnefeld
11. Johann Dusbach 12. Hermann Gumpers jun.
13. Heinrich Bongert 14. Bernhard Henkel
Leute zur Rettung:
1. Albert Hardaker 2. Heinrich Huskamp
3. Johann Hemsteg 4. Heinrich Schroer
5. Bernhard Ellgring 6. Johann Schnelling
7. Wilhelm Ellgring 8. Heinrich Widür
9. Heinrich Wölker 10. Hermann Buchmann
11. Hermann Buchmann auf dem Höfel
Die übrigen Dorfbewohner dienen zur Bildung der Reihen bei der Aufstellung der Spritze und haben sich unbedingt den Anordnungen der Brandmeister zu fügen. Die Brandmeister haben für eine Stocklaterne zu sorgen und dieselbe bei Nacht, bei einem Brandunglück an Ort und Stelle mitzubringen.
Die Spritzenleute haben die Spritze an die Brandstelle zu bringen und müssen sich überhaupt bei der derselben halt, sie müssen die Spritze aus dem Standlokale sowie unter Aufsicht der Spritzenmeister in demselben wieder hineinarbeiten. Die übrigen Dorfbewohner, welche Pferde besitzen, müssen unbedingt dieselben hergeben, um die Brandspritze an die Brandstelle, wenn sie außerhalb des Dorfes sein sollte, zu schaffen.
Die von einem Pferdegespann gezogene Handdruckspritze wurde von 4 – 8 Feuerwehrmännern bedient und war von 1920 bis gegen Ende des 2. Weltkrieges im Einsatz. Die übrigen Bewohner des Dorfes haben sich sobald wie möglich mit Eimern an die Brandstelle zu verfügen, müssen dieselben nach der Löschung, an einem von dem Brandmeister bestimmten Platz hinstellen, um dort revidiert zu werden. Zimmerleute haben eine Axt und eine Säge an die Brandstelle mitzubringen.
Zum Wasserschöpfen resp. Wasseraufhalten sind erwählt:
1. Heinrich Brüring 2. Gerhard Schild-Peters
3. Johann Altenpaß 4. Bernhard Cappell
„Die Spritzenmeister Heinrich Beling und Heinrich Schween wurden erwählt, resp. Verpflichtet, die Spritze im Jahr mindestens viermal nachzusehen, ob dieselbe auch einer Reparatur unterworfen werden müsse. Sollte dieselbe einer Reparatur bedürfen, so haben sie sofort Herrn Ortsvorsteher Anzeige zu machen, der das Nötige dazu veranlassen wird. Auch soll die Spritze zweimal im Jahr mit Wasser untersucht werden und die dazu Bestellten sind verpflichtet, sofort zu erscheinen. Ferner sind die Spritzenmeister verpflichtet, die Schläuche der Spritze zweimal jährlich unter ihrer Aufsicht schmieren zu lassen, die Schmiere dazu selbst zu kaufen und für die richtige Verwendung zu sorgen. Die Rechnung haben sie den Herrn Gemeinde Empfänger einzureichen.„
Bei den Neubürgern der zweiten undatierten Brandordnung finden sich folgende Namen: Hermann Köster, geb. 1819 in Hamminkeln, Caspar Kampen, geb. 1829 in Spellen, sowie Levy Elkan, welcher 1838 als Sohn des Brüner Juden Jobst Elkan geboren wurde.
Planung eines neuen Spritzenhauses nebst Arrestzelle
Die Zeitumstände brachten es mit sich, dass die Gemeinde eigene Baulichkeiten für ein Spritzenhaus, einen ausbruchsicheren Raum für Gefangene und eine Dienstwohnung für den Polizeidiener Zurmühlen einrichten musste. Damit entfiel für die Unterstellung bei Gompers zu entrichtende Miete. Ein großes Problem brachten die durch den vergangenen Krieg verarmten und herumvagabundierenden „Bettler aus Wese“ mit sich. Bisher mussten sie nachts im Keller des Gendarms verwahrt werden, ein unhaltbares Unterfangen.
Nachdem der Rat, der einen Anbau am gemeindeeigenen Lehrerhaus verworfen hatte, nicht zuletzt wegen Einspruchs der Kirchengemeinde, plante man einen großzügigen Neubau. Er sollte an der Stelle der bisherigen Wohnung des Schulmeisters stehen, dieser hatte sich inzwischen ein eigenes Haus gebaut. Nun stand dem Projekt eigentlich nichts mehr im Weg. Doch 1846 stoppte die Amtsverwaltung Schermbeck aus Geldmangel das Vorhaben. Zeichnungen, Kostenvoranschläge und Arbeitsverdinge wurden nutzlos. Als Notbehelf dient dann das Lehrerhaus, welches von den Erben Herklotz stammte. Alten Brüner Einwohnern ist es vom Erzählen ihrer Eltern her noch unter dem Namen „olle Wacht“ bekannt. Es stand direkt neben dem heutigen Haus Henckel, schräg vor dem Kirchturm.
Ein schönes Geschenk
Wegen der geringen Inanspruchnahme der Aachen-Münchener Feuerversicherung erhielt die Gemeinde 1852 eine neue Spritze. Der Versicherungsagent Majert hatte sich maßgeblich dafür eingesetzt. Zwei Klauseln waren mit der Schenkung verbunden:
1) Eine öffentliche Danksagung in der Kölner Zeitung
2) Eigene Anfuhr ab Wesel
1860 folgten zwei weitere fahrbare Spritzen, die von derselben Gesellschaft geschenkt wurden.
Visitationen und Gutachten
Um welche Art von Spritzen wird es sich damals wohl gehandelt haben? Diese Frage dürfte nicht nur einen gestandenen Wehrmann interessieren:
„1878 waren vorhanden:
- Spritzen von der Aachen-Münchener Feuerversicherungsgesellschaft (geschenkt). Sie hatte leider keine Lederschläuche, sondern nur kleine Hanfschläuche
- Große Spritze, von Sebach in Wesel gefertigt, mit Hanfschläuchen
- Große Spritze, sehr alt und bereits von Wegert in Wesel repariert, sie hatte einen ledernen Schlauch
1898 waren vorhanden:
- Eine alte kräftige Druckspritze von 130 mm Zylinderweite, dazu 2 alte harte Lederschläuche und 3 Hanfschläuche.
- Eine neue Hönigsche Saugspritze und eine Beduwsche Druckspritze, beide auf 2 Rädern und mit 2 Schlitten.
- 2 unpraktisch gebaute Wasserkufen auf 4 kleinen Rädern
- Das Wasservorhaben des geschlossenen Ortes ist günstig, da ein Bach hindurchfließt.
- Eine Löschmannschaft ist eingeteilt, welche ihre Übungen auf jährlich zweimaliges Probieren der Spritzen beschränkt.
- Es ist zu bemängeln, dass die Schläuche im Spritzenhaus in horizontaler Lage aufbewahrt werden und das Wasser nicht auslaufen kann. Sie haben bereits Stockflecken und werden bald faul sein.
Das Phillipsche Haus an der Straße nach Hamminkeln
Schon vor hundert Jahren unternahm man in Brünen tatkräftige Anstrengungen für die Dorfverschönerung. Das Spritzenhaus vor der Kirche war „in ruinösen Zustand“ gekommen. Was lag näher, als es abzureißen. Dadurch bekam die Schulgemeinde mehr Platz für die Jugend während der Pausen, und der Kriegerverein konnte endlich ein Denkmal erbauen, eine gute Sache damals im patriotischen Brünen. Durch den Kauf der Gebäude des Gastwirts Joh. Phillip an der Straße nach Hamminkeln konnte die Gemeinde 1876 all ihre Pläne verwirklichen. In dem Gebäude war Platz für Lehrer und Polizisten. Ein „Pittermann“ wurde eingebaut und in der Scheune konnte die Löschgruppe ihre Geräte unterstellen. Hier trafen sich alle zur zweimaligen Übung im Jahr. Alle, Bauern, Handwerker, Gesellen, Geschäftsleute, ja, auch die jüdischen Mitbürger fehlten nicht. Wenn die Glocke ertönte, hatte jeder seine Aufgabe. Alles war organisiert. Vor dem Gasthaus Hopermann standen stets zwei gefüllte Wasserbehälter.
Größere Unglücke hatte es in jüngster Zeit im Dorf selten gegeben. Bei Bränden auf den umliegenden Höfen spannte Gutsbesitzer Buchmann an: Ein Pferd vor der Spritze, zwei vor dem Wagen mit der Mannschaft. Diese war mit der Zeit stark geworden.
Eine weitere Brandordnung stammt aus dem Jahre 1903, sie beinhaltet u.a., dass jedes Löschmitglied pro Einsatz einen Tag vom Wegedienst befreit wurde. Einige genannte Handwerksgesellen erhielten ihren Lohn während des Löschdienstes vom Meister weiter. Verantwortlich waren damals Jonas Elkan und Hugo Buchmann als Brandmeister sowie Fritz Beling, Carl Kampen und Fritz Schlümer als Spritzenmeister. Gleich zu Beginn des 1. Weltkrieges sollte zur weiteren Sicherung der Bevölkerung durch den Einsatz des Vorstehers Emil Hecheltjen ein den Fortschritt fördernder Kauf ermöglicht werden. Von der Stadtverwaltung in Bocholt kaufte man drei Wasserwagen zu je 50 Mark und eine gut erhaltene Saug- und Druckspritze für 250 Mark.
Eine weitere Spritze trat 1928 in Dienst. Aber nicht gebraucht, neu und modern sollte sie sein. „Ratsvertretung beschließt die Anschaffung einer neuen Saug- und Druckspritze mit Verrichtung für Sofortabspannung, die Feuerversicherungsgesellschaften sollen um Beihilfe angegangen werden.“
1936 konnte die erste Motorspritze gekauft werden. Zwischenzeitlich ist die Brüner Löschgruppe in die Amtsfeuerwehr Schermbeck eingegliedert worden. Beim Kauf der Spritze gewährte der Rat der Gemeinde Brünen einen Zuschuss für den Löschzug Brünen der Amtsfeuerwehr Schermbeck.
Das Gerätehaus
Wieder einmal soll ein altes Protokollbuch aus dem Jahre 1924 sprechen.
„Neubau eines Doppelhauses und eines Unterstellungsraumes für zwei Kraftwagen und die Feuerspritze. Ein Umbau der alten Gemeindescheune für diese Zwecke ist nicht ratsam, da der Zustand der Scheune ein ganz schlechter ist. In der alten Scheune sind auch die Feuerlöschgerätschaften untergebracht und ferner zwei Haftzellen eingebaut …, dass die Einrichtung eines neuen Gemeindehauses nicht viel teurer als der Umbau der alten Scheune ist … Raum für zwei Kraftwagen, eine Werkstatt, und darüber eine Wohnung, im östlichen Erdgeschoss einen Raum für die Feuerlöschgeräte. Haftzellen und eine Wohnung für einen Polizeibeamten. Die Baukosten betragen 20.000,– DM„
Die damalige Inflation und ein inzwischen wichtig gewordener Schulneubau gefährdeten und verzögerten die Erstellung. Das große Gebäude mit seinen Rundbogentoren wurde dann bis 1973 das Domizil der Feuerwehr (…)
Im Jahre 1973 wurde das alte Gerätehaus umgebaut und um eine Fahrzeughalle erweitert.
Nachdem das Gerätehaus nach dem Umbau von 1973 in die Jahre gekommen war und sich die Bau- und Sicherheitsrichtlinien für Gerätehäuser verändert haben, wurde 2009 mit einer energetischen Sanierung begonnen und ein umfangreicher Umbau vom Keller bis zum Dach durchgeführt. Im Jahre 2010 wurde dieser Umbau eingeweiht und in Dienst gestellt.
Landwirtschaftsschule Brünen
Aus dem Buch „Brünen – Das Jahrhundertbuch“ Band 5 von Wilhelm Elmer Aus dem Kapitel „Die Landwirtschaftsschule Brünen“ zitieren wir in Auszügen.
[…]
Der hohe Stellenwert der Landwirtschaftsschule Brünen
Der damalige (von 1903 bis 1928) Gemeindevorsteher und spätere Bürgermeister (von 1928 bis 1945) der Gemeinde Brünen Emil Hecheltjen konnte den Amtsbürgermeister Maassen, sowie den Landrat des Kreises Rees, Graf von Spee und den Brüner Gemeinderat von der Wichtigkeit einer Landwirtschaftsschule in der Bauerngemeinde Brünen überzeugen. Die Brüner Landwirtschaftsschule war auf Landesebene eine Vorzeigeschule für die Ausbildung des landwirtschaftlichen Nachwuchses. Qualifizierte Direktoren waren gefragt, sie mussten vertraut sein mit praktischer Berufsausbildung, Betriebslehre, Acker- und Pflanzenbau. Darüber hinaus waren Grundkenntnisse in Chemie, Physik, Tierschutzlehre, Düngung und dem aufkommenden Pflanzenschutz gefragt. Bei Vermessungsfragen, bei der Urbarmachung unkultivierter Flächen, so auch der Hochmoorfläche „Brüner Venn“, bei der Nivellierung des alten Sportplatzes am Pastorsberg, immer wurde die Landwirtschaftsschule mit den Direktoren hinzugezogen. Die fortschreitende Technisierung lag nur bedingt in dem Aufgabenbereich der Landwirtschaftsschule.
Johannes Tille
Erster Direktor der Landwirtschaftsschule Brünen war von 1909 bis 1917 Johannes Tille. Direktor Tille war ein sehr befähigter Mann, unter anderem Vermessungsfachmann, er zeichnete sich verantwortlich für die Urbarmachung der Hochmoorfläche im Brüner Venn. Sein Nachfolger wurde Friedrich Wilhelm Gräfen (* 1892 in Pfalzdorf, † 23.1.1929) er starb an den Folgen eines Kriegsleidens aus dem I. Weltkrieg. In der Erkenntnis der Tatsache, dass die Bäuerin im landwirtschaftlichen Betrieb eine wesentliche Rolle spielt, gründete er zur Ausbildung der weiblichen Landjugend die Mädchenabteilung an der Landwirtschaftsschule in Brünen.
Leider hat er den Ausbau der Schule nicht mehr erlebt, doch konnte ihm zu seiner Freude am Tage vor seinem Tod der Vorsitzende des Vereins ehemaliger Schüler, Wilhelm von der Mark, noch die Nachricht von der Genehmigung des Ausbaues der Schule mit einer Mädchenabteilung überbringen. Das Einzugsgebiet der Schülerinnen umfasste zunächst die beiden Kreise Rees und Dinslaken.
Friedrich Wilhelm Gräfen
Nachfolger von Johannes Tille wurde Friedrich Wilhelm Gräfen, der von 1917 bis 1929 Leiter der Landwirtschaftsschule Brünen war.
Werner Spiecker
Werner Spiecker war ein anerkannter Fachpädagoge. Er hatte dienstlich und menschlich immer ein gutes Einvernehmen mit Schülerinnen und Schülern, den Landwirten, besser gesagt mit der Brüner Bevölkerung. Werner Spiecker hatte mit seiner Ehefrau Martha, geb. Oppel, vier Kinder, Margret (1929), Irmgard (1931), Fritz-Walter (1935) und Reinhard (1941). Durch seine vielseitige Begabung, verbunden mit der menschlichen Nähe, war Werner Spiecker in Brünen allseits ein geachteter und beliebter Mann. Er konnte im Einzelfall den Pastor vertreten und bei Bedarf auch den Standesbeamten. Seine musikalische Begabung war bemerkenswert, er war Statist an der Oper in Essen und Sänger im Chor, ein Wagnerverehrer. Das Bild von Wagner hing über seinem Bett.
Die Landwirtschaftsschule in Brünen hat dem Landwirtschaftsrat Werner Spiecker viel zu verdanken. Unter seiner Regie wurde die Mädchenabteilung in die Schule integriert, die Schülerzahlen stiegen. Der Lehrstoff wurde dem Fortschritt in der Landwirtschaft angepasst. Aus den Bauernhöfen entwickelten sich Wirtschaftsbetriebe.
Der Bauernsohn musste hinsichtlich der Technisierung, Rationalisierung und einer zeitgemäßen Düngung mehr wissen als der Vater. Das von Direktor Spiecker aufgebaute Schweineherdbuch war überregional anerkannt. Die steigende Schülerzahl, wie auch die Ausweitung des Lehrstoffes erforderten bald eine zweite Lehrkraft. Bis etwa 1938 war Assessor Völkel, danach Assessor Peter Remmel bis zu seiner Einberufung zur Wehrmacht an der Schule tätig. Direktor Spiecker wurde 1940 eingezogen, jedoch nach einem halben Jahr als unabkömmlich (u.k.) hinsichtlich der Ernährung der Bevölkerung freigestellt. 1943 musste der Schuldienst an der Landwirtschaftsschule Brünen eingestellt werden, da die Jahrgänge der Schüler bereits früher als sonst eingezogen wurden. Werner Spiecker wurde auch wieder Soldat, kehrte 1949 schwerkrank aus der russischen Gefangenschaft zurück, und starb bereits drei Wochen später an Leberzersetzung.
Im März 1945 stand die Schule unter schwerem Artilleriebeschuss, und nach Kriegsende zerstörten die Italiener alles, was noch heil war. Die Holzverkleidungen, Türen, Fensterrahmen und der große Webstuhl mit Zubehör wurden verbrannt. Regen und Sturm hatten Einlass in das leere Haus. So war es im Herbst 1946 ein schwerer Anfang. Galt es doch zuerst, mit den Behörden zu verhandeln und die rein wirtschaftlichen Nöte zu bewältigen.
Dr. Wilhelm Hoffmann
Dr. Wilhelm Hoffmann war der erste Direktor an der Landwirtschaftsschule Brünen nach dem Krieg. Er setzte die von Assessor Remmel begonnene Aufbauarbeit fort. Dennoch musste das erste Wintersemester 1947/48 für Jungen zunächst provisorisch im Saal Buchmann-Dahlhaus mit einfachsten Lehrmitteln und ohne Lehrbücher begonnen werden. Mit dem Landwirtschaftsrat Köppler gelang es durch viel Improvisation, den Unterricht fachgerecht zu gestalten.
Obwohl die Mädchenabteilung 1947 nach dem Zwischensemester bereits im Herbst des gleichen Jahres mit einem geregelten Unterricht den Schulbetrieb aufnehmen konnte, wurden die Räume für die Jungenklassen erst für das Wintersemester 1949/50 fertiggestellt. Hierfür gab es auch Mittel aus dem sog. Marshallplan. Die Anzahl der Schüler stieg von Jahr zu Jahr, so dass die Schule ab 1952 als zweiklassige anerkannt wurde. Der Landwirtschaftsschule standen mit Herrn Vetter, Herrn Graf, Herrn Schönwald, Herrn Köppler, Herrn Dr. Hess und Herrn Dr. Storch weitere Fachlehrer zur Verfügung…Dr. Wilhelm Hoffmann war bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1959 Direktor der Landwirtschaftsschule Brünen.
Heinz Mildenberger
Sein Nachfolger war Heinz Mildenberger. Direktor Mildenberger wurde für die langjährigen ehrenamtlichen ornithologischen Beobachtungen und Forschungen mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Er war ein anpassungsfähiger Pädagoge und verstand es, seine Mitarbeiter entsprechend ihren pädagogischen Fähigkeiten einzusetzen. So war es selbstverständlich, dass der Direktor der neuen Landwirtschaftsschule Wesel, einer Folgeeinrichtung der Landwirtschaftsschulen Dinslaken, Brünen und Haldern, Heinz Mildenberger hieß […] 1973 wurde die Landwirtschaftsschule in Brünen geschlossen.
Die Hauswirtschaftliche Abteilung in der Landwirtschaftsschule Brünen
Eine Schule für das praktische Leben war die Hauswirtschaftliche Abteilung, eine „Mädchenabteilung“ an der Landwirtschaftsschule Brünen. Die Gründung dieser Abteilung war ein Ereignis am rechten Niederrhein. Im Volksmund wurde die Mädchenabteilung auch „Kochschule“ genannt. Kochen, Haus- und Wäschepflege, Nähen und Gartenarbeit gehörten zu den fachpraktischen Fächern. Natürlich sollte die spätere Bäuerin auch ihrem Mann im Stall zur Seite stehen. Kälberfütterung und Geflügelzucht gehörten ebenso zu den Unterrichtsthemen wie Staats- und Bürgerkunde. Die Lehrer der Brüner Volksschule unterrichteten in den Fächern Rechnen, Deutsch und Naturkunde. Die hauswirtschaftliche Mädchenabteilung der Landwirtschaftsschule Brünen, mit dem Einzugsgebiet der Kreise Rees und Dinslaken, hatte einen guten Ruf, auch über die Grenzen hinaus.
Der nachweisbare Besuch der hauswirtschaftlichen Landwirtschaftsschule Brünen erleichterte die Einheirat auf einem Bauernhof.
Damals war man sich bewusst, dass es nur wenig Frauenberufe gibt, die ein so vielseitiges Wissen, ein so umfangreiches Können erfordern, wie der der Bäuerin. Die Vorstufe der Landwirtschaftsschulen waren zuerst die Wanderhaushaltsschulen, die ihre Kurse in den Gasthäusern der Dörfer abhielten. Dies war auch die Form, in der der Staat von 1910 an zunächst die Ausbildung von Landmädchen unterstützte. Später war die Ländlich-Hauswirtschaftliche Berufsschule die Vorstufe der hauswirtschaftlichen Landwirtschaftsschule Brünen…
Um einen reibungslosen Ablauf von theoretischem und praktischem Unterricht zu ermöglichen, waren die Schülerinnen mit verschiedenen wöchentlich wechselnden Aufgaben betraut. Zeitweise war es üblich, dass jede Schülerin eine bestimmte Menge an Naturalien während des Winterhalbjahres mitzubringen hatte, z.B. Kartoffeln, Gemüse, Eier, Geflügel (lebend) und Milch. Sie, liebe Leserinnen und Leser, sind sicherlich darüber überrascht, was eine Jungbäuerin von der Schulentlassung bis zur Einheirat alles gelernt hat und welche Kenntnisse für das spätere Arbeitsleben auf einem Bauernhof notwendig waren. Nun werden Sie verstehen, dass mancher Hofbesitzer eine so gut ausgebildete Schwiegertochter begehrte und gelegentlich in gemütlicher Runde prahlte: „Minne Jung kreg ene döchtige Frau, die wor ok in Brünen ob de Landwirtschaftsschol.“
Grete Brögeler
Schon bei der Gründung der Hauswirtschaftlichen Abteilung stellte sich die Frage: Wie erreichen die Mädchen, die beispielsweise in Weselerwald, Havelich oder Dämmerwald wohnen, oder gar aus anderen Gemeinden kommen, bei den schlechten Straßenverhältnissen die Schule in Brünen? Die Lösung: Man richtete ein Internat ein, für das in der Schule im Obergeschoß entsprechende Räumlichkeiten hergerichtet wurden. Sie wohnten hier von montags bis freitags jeder Woche, solange die Schulzeit dauerte, und zwar kostenlos – durch das Entgegenkommen des Kreises. Da aber die Nachfrage größer war als die Möglichkeiten der Unterbringung, stellte der Direktor kurzerhand zwei Zimmer seiner eigenen Wohnung den Mädchen zur Verfügung, so dass in der Schule zeitweise zwölf Mädchen wohnten. Das sprach für den Geist der Schule.
Nach gründlicher Berufsvorbereitung, u.a. an der Staatlichen Landfrauenschule in Neuss-Selikum, wurde Grete Brögeler durch die Landwirtschaftskammer 1929 als 1. Leiterin der hauswirtschaftlichen Abteilung an die Landwirtschaftsschule Brünen berufen. Nach ihrer Eheschließung mit dem Landwirt Friedrich Schüring in Weselerwald-Damm schied sie 1936 aus dem Schuldienst aus.
Änne Graffmann
Nunmehr wurde Fräulein Änne Graffmann mit der Leitung der Hauswirtschaftlichen Abteilung an der Landwirtschaftsschule Brünen beauftragt. Fräulein Graffmann legte besonderen Wert auf den Berufsabschluss, der den Besuch einer Landfrauenschule ermöglichte. Im Laufe ihrer Lehrtätigkeit stand ihr eine zweite Lehrkraft zur Seite. Trotz der Kriegswirren wurde noch bis zum Jahre 1944 unterrichtet […]
Ursula Miething
Die Oberlandwirtschaftsrätin Ursula Miething war es, die sich für die Fertigstellung der stark zerstörten Landwirtschaftsschule mit der Mädchenabteilung einsetzte. Durch ihre mit viel Ehrgeiz verbundene Initiative und mit der finanziellen Unterstützung der zuständigen Behörden konnten die Räumlichkeiten für die Mädchenabteilung im Jahre 1947 so weit hergerichtet werden, dass der Unterricht für die Hauswirtschaft mit einem Zwischensemester am 1.6.1947 beginnen konnte. Zum Wintersemester 1947 konnte der normale Schulbetrieb aufgenommen werden. Frau Miething war eine anerkannte Pädagogin mit praktischen Fähigkeiten, sie war auch Beraterin für Jungbäuerinnen und Landfrauen. Dieses geschah nicht nur in Form von Einzelberatungen auf den verschiedensten Arbeitsgebieten, wie z.B. Geflügelhaltung, Garten, Vorratswirtschaft und neuzeitliche Kücheneinrichtungen, sondern auch durch Kurse, Lehrfahrten und Vorträge in Bäuerinnenversammlungen, welche durch den Landfrauenverein einberufen wurden […]
1973 wurde mit der Schließung der Landwirtschaftsschule Brünen auch die Hauswirtschaftliche Abteilung in die neue Schule in Wesel übergeleitet. Die hauswirtschaftliche Abteilung (Mädchenabteilung) in Brünen konnte ihrem guten Ruf jederzeit gerecht werden, die Landwirtschaftskammer sorgte für qualifiziertes, ausgebildetes Lehrpersonal. Ohne genaue zeitliche Zuordnung wurden dem Verfasser in Gesprächen mit ehemaligen Schülerinnen folgende Namen genannt: Landwirtschaftsrätin Borries, Frl. Husmann, Frl. Hilde Faubel, Frl. Gisela Ulland und Frl. Berndsen. Frl. Faubel war eine enge Mitarbeiterin von Ursula Miethung und insbesondere für den praktischen Unterricht zuständig. Nach der Pensionierung lebten beide Lehrerinnen zusammen in der Rohstraße in Brünen. 1980 Schied Frau Miething aus dem Schuldienst aus […]
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