13 Mühlenberg und Sportanlagen

Geologie
Quellen: Geologie erleben, ISBN 3-86029-965-4 – „Der Niederrhein“, Gabriele Knoll, ISBN 3-7701-2283-6

Nordrhein-Westfalen zählt aus geologischer Sicht zu den abwechslungsreichsten Regionen Deutschlands. Mehr als 500 Millionen Jahre Erdgeschichte sind hier nahezu lückenlos aufgeschlossen – kein anderes Bundesland weist eine größere Anzahl unterschiedlich alter Schichten an der Erdoberfläche auf. Die Fülle der verschiedenen Gesteine birgt eine ebenfalls einmalig große Zahl von Lagerstätten: Stein- und Braunkohlen, Erze und Industriemineralien, Steine und Erden. Nirgendwo sonst in Deutschland sind auf so engem Raum so viele und unterschiedliche Rohstoffvorkommen zu finden. Diese Faktoren haben unser Land, seine Geschichte, seine Kultur und seine Menschen unwiderruflich geprägt.

Das Niederrheinische Tiefland, wozu Brünen gehört, weist diese besonderen geologischen Verhältnisse auf. Das Niederrheinische Tiefland wiederum lässt sich in weitere sechs unterschiedliche naturräumliche Einheiten gliedern.

Karte aus www.wirtschaftsgemeinschaft-huenxe.de Kap 5 Naturpotenziale und Freiraumschutz

Die Karte zeigt, dass Brünen genau am Übergang von „Isselebene“ und „Niederrheinische Sandplatten“ liegt. Die oberflächennahen Schichten werden von Ablagerungen des Eiszeitalters beherrscht. Vom Inlandeis (Definition: geschlossene, bis zu mehrere tausend Meter mächtige Eisdecke auf dem Festland polarer Gebiete, die in Eiszeiten auch in niedere Breiten ausfließen kann), das vor 240.000 Jahren den Niederrhein erreichte, wurden Höhenzüge (als Beispiel hier: Brüner Höhen) aufgepresst und Terrassenlandschaften ausgebildet, die das heutige Landschaftsbild prägen.

Reste der Hauptterrasse sind am Niederrhein im Bereich der Süchtelner Höhen und den sich westlich anschließenden Schwalm-Nette-Platten erhalten. Rechtsrheinisch zieht sich die Hauptterrassenkante vom östlichen Stadtgebiet Düsseldorfs über Duisburg, Oberhausen-Sterkrade, Brünen nach Bocholt.

Im Zuge häufiger Flussbettverlagerungen und wechselnder Wasserführung der eiszeitlichen Flusssysteme kam es zur Bildung der typischen Sedimente (Ablagerungen) und der großflächigen Kies – und Sandlagerstätten. Der größte Teil des Niederrheinischen Tieflandes besteht aus diesen Flussablagerungen von Rhein und Maas. Unter diesen im Durchschnitt 40 Meter mächtigen Sand -und Kiesschichten schließen sich Meeressande des Tertiärs (2,4 bis 65 Mio. Jahre vor heute) an, die bis in Tiefen von 200 – 700 Meter hinabreichen. Darunter folgen Schichten aus der älteren Erdgeschichte, in erster Linie Meeresablagerungen, die aus Sandstein, Tonstein und Kalkstein bestehen.

Geschichte der Entnahme von Kies und Sand in Brünen
Quelle: „Brünen – Das Jahrhundertbuch, Band IV“, Wilhelm Elmer und „Tragt die Namen in das Buch des Lebens ein“, Erwin Holsteg.

Nur der älteren Generation ist der ursprüngliche Zustand des Geländes der heutigen zentralen Sportanlage noch in Erinnerung. Das gesamte Gelände links und rechts der Bergstraße gehörte zu den Brüner Höhen. Die heutige Bergstraße machte vom Dorf in Richtung Süden (Stenksberg) zunächst noch eine Steigung, um dann auf Höhe der heutigen Reithalle stark abzufallen. Am Dorfausgang hinter der Mühle Wefelnberg führte rechts ein Weg über den Höhenrücken, über den Treppenberg zur Hamminkelner Landstraße und zum von de Walls Berg. Auf dem Höhenrücken befand sich eine Kiesgrube, genannt Ollevogts-Kuhle. Daraus entnahmen die Brüner vor dem Krieg für ihre Bauvorhaben den Kies, der überwiegend zur Gewinnung von Bausand gesiebt wurde.

Größere Entnahmen folgten, nachdem 1936 die Planung der Autobahn (sogenannte Hollandlinie) Oberhausen – Emmerich (BAB 3) begann. Nachdem die Trassenführung mit den Grundstückseigentümern abgestimmt und geregelt war, konnte bereits 1939/1940 mit den Arbeiten begonnen werden. Um dieses Bauvorhaben zu verwirklichen, waren auch auf Brüner Gebiet größere Erdbewegungen erforderlich, insbesondere für die geplanten Über- und Unterführungen.

Mittels eines Dampfbaggers begann der Abbau von Sand und Kies zunächst in dem Bereich hinter dem heutigen Tennenplatz und der Tennisanlage. Feldbahnschienen für die sogenannten „Loren“ (offene Feldbahnwagen) waren schnell bis zur geplanten Überführung der Hollandlinie in Hamminkeln sowie ins „Wispelt“ verlegt. So wurden kies- und sandbeladene Loren, die von einer kleinen Dampflok gezogen wurden, in beide Richtungen befördert. Das Be- und Entladen sowie die erforderlichen Rodungsarbeiten wurden überwiegend von freiwilligen holländischen Arbeitern ausgeführt. Einige wurden täglich in Doetinchem abgeholt und wieder zurückgebracht. Eine weitere holländische Gruppe war in einem Barackenlager untergebracht. Die Arbeiter wurden wöchentlich entlohnt. Kriegsbedingt wurden die Arbeiten 1942 eingestellt und das Lager aufgelöst.

Dieses teilweise abgetragene Gelände, das den Namen „Brüner Kiesgrube“ hatte, kam der Brüner Bevölkerung nach Kriegsende zunutze. Das zerstörte Brünen brauchte für den Wiederaufbau dringend Kies und Sand, den es hier reichlich gab.

Die größte Veränderung des Geländes an der Bergstraße erfolgte jedoch 2 Jahrzehnte später von 1963 bis 1965. Das den deutsch-niederländischen Interessen dienende Vorhaben Autobahn wurde wieder in Angriff genommen. Das Bodenmaterial der Brüner Höhen rechts und links der Bergstraße war wieder gefragt. Mit insgesamt 1.525.000 m³ Kies und Sand waren die Brüner Höhen eine der größten Entnahmestellen für diesen Autobahnbau. Dieses hat die Landschaft wesentlich verändert und aus dem ehemals hochgelegenen Wald – und Ackerbestand war eine Niederung geworden.

Der abgetragene Berg um 1965 aus südlicher Sicht vor der Rekultivierung

Entstehung der Sportanlagen 

Vom Dorf aus rechts der Bergstraße wurden die Flächen rekultiviert, das heißt, der abgeschobene humose Mutterboden wurde wieder auf die Äcker aufgetragen. Tennisanlage und Tennenplatz entstanden erst 1982 bzw. 1985. Das ca. 7,5 ha große Gelände auf der anderen Seite der Bergstraße wurde nach der Kiesentnahme durch etliche Grundstücksverlegungen vorbereitet für den Bau einer zentralen Sportanlage.

Kleinkaliberschießsport und den Brüner Reiterverein folgende Anlagen: Platzhaus mit Umkleidegebäude des Sportvereins, eine Schießanlage mit 10 Ständen a` 50 m und eine Luftgewehr- sowie Pistolenschießanlage mit Vereinsheim und eine Reithalle mit innenliegender Tribüne und 30 Stallungen für Pferde. Der Reiterverein erhielt ein angrenzendes großes Übungsgelände sowie einen entsprechenden Turnierplatz.

Die vielfältig erbrachten Eigenleistungen der Brüner Vereine müssen in diesem Zusammenhang besonders erwähnt werden. Die feierliche Einweihung am 10. Juni 1967 war daher für die Brüner Bevölkerung ein historischer Tag. Die Festansprache hielt der damalige Innenminister von NRW, Herr Willi Weyer.

Einweihungsfeier der zentralen Sportanlage in Brünen mit allen Vereinen am 10.06.1967

Größere Festveranstaltungen – so das Jungschützenfest zu Pfingsten und das St. Johann Schützenfest Anfang Juli jeden Jahres – erforderten eine entsprechend größere Festhalle. Die Vorstände der Brüner Vereine verständigten sich vertraglich über eine diesbezügliche Nutzung der Reithalle. Die Brüner Vereine konnten hierfür einen verlegbaren Fußboden anschaffen und finanzierten Tische und Stühle. Danach wurde die später erbaute 2. Reithalle (1987) für die Festveranstaltungen genutzt, so konnte man – bei ungünstiger Witterung –die Nutzung der älteren Reithalle durch die Reiter sicherstellen. Im Laufe der Jahre wurde die Zentrale Sportanlage durch etliche, weitere Bauten komplettiert.

PDF—> Mühlenberg und Sportanlagen <— PDF