09 Altes Amtsgebäude und Haus Brans

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Das alte Amtsgebäude in Brünen

Mit Auszügen aus den Quellen: Der Kulturraum Niederrhein, Band 2, ISBN 3-89355-156-5; Der Kreis Wesel, Konrad Theiss Verlag, ISBN 3-8062-0288-5; Tragt die Namen in das Buch des Lebens ein, Erwin Holsteg; Faszination des Gegenständlichen, Brigitte und Rolf-Jürgen Spieker, ISBN 978-3-89946-309-5.

Die Territorial- und Verwaltungszugehörigkeit der Gemeinde Brünen über die Jahrhunderte

Brünens erste Kirche um 800 war eine Tochterkirche Bocholts und somit war der Bischof von Münster in allen Belangen (kirchlich und weltlich) zuständig. Anfang des 13. Jahrhunderts zeichnen sich für Brünen die ersten Hinweise allmählicher Lösung aus dem münsterischen Machtbereich ab. Ein langjähriger Streit über die Landeshoheit zwischen dem Bischof von Münster und dem Herzog von Kleve wurde am 05.10.1572 durch einen Vergleich dahingehend entschieden, dass Landeshoheit und Gerichtsbarkeit über Brünen Kleve zufielen, die geistliche Jurisdiktion verblieb noch bei Münster. Genauso verhielt es sich mit Ringenberg, wo hingegen Dingden geistlich und weltlich bei Münster blieb. Der Klever Herzog Wilhelm V., mit dem Beinamen „der Reiche“, der vom Protestanten Konrad Heresbach beraten wurde, duldete den neuen Glauben, so dass in seinem Machtbereich im 16. Jahrhundert die Lehre Luthers auch in Brünen Einzug halten konnte.

1609 stirbt der letzte Herzog Kleves, Johann Wilhelm I. kinderlos. Die klevischen Lande, über viele Jahrzehnte eine bedeutende territoriale Macht am Niederrhein, wurden zersplittert und verloren damit an Bedeutung. Auswärtige Mächte bekamen das Sagen. Kleve-Mark fiel im Erbgang an Brandenburg-Preußen, Jülich-Berg an das Haus Pfalz- Neuburg. Brünen findet damit Anschluss an die brandenburgisch-preußische Geschichte.

Aus der „Akte wegen Einrichtung der Land-Gerichte und Land-Räthe“ vom 06.02.1753 geht hervor, dass für das Gebiet des alten Herzogtums Kleve eine neue Organisation durch die preußische Verwaltung eingeführt wurde. Es ging um die Einteilung des Herzogtums in die Kreise Wesel, Emmerich und Kleve. Der neue Kreis Wesel umfasste die Ämter Wesel, Dinslaken, Schermbeck, Spellen und Götterswickerhamm, Brünen, Beek, Holten, Bislich, Xanten und Büderich. Erster Landrat wird der Erbmarschall des ehemaligen Herzogtums Kleve Alexander Hermann von Wylich auf Diersfordt. Alte Verwaltungsstrukturen blieben jedoch noch erhalten. Diese änderten sich erst mit der französischen Herrschaft am Rhein.

Bereits 1797, als die Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich als sicher galt, wurden die Rheinlande in vier Departements aufgeteilt. Der untere linke Niederrhein (ab 1808 auch die rechtsrheinische Festungsstadt Wesel) bildete das Departement de la Roer. Weitere Verwaltungsebenen waren Arrondissements, Kantone und Mairien (Bürgermeistereien). Durch den Frieden von Luneville (1801) wurde die Abtretung des linken Rheinufers bestätigt und die rheinischen Departements zu Bestandteilen der Französischen Republik. Damit galt am linken Niederrhein die französische Verfassung.

Wesentlich bewegter gestaltete sich die Entwicklung in den Departements auf dem rechten Ufer des Rheins. Bis gegen Ende 1805 blieb Preußen über den Reichsdeputationshauptschluß hinweg im Besitz des rechtsrheinischen Teils des Herzogtums Kleve, das in seinen alten Verwaltungsgliederungen fortbestand. Doch noch im gleichen Jahr tauschte Bayern das Herzogtum Berg gegen die Markgrafschaft Ansbach ein. Preußen wurde 1806 gezwungen, auf den Rest des Herzogtums Kleve zu verzichten. Beide Herzogtümer wurden rechts des Rheins dem Marschall Murat, dem Schwager Napoleons, verliehen. Die Gründung des Rheinbundes 1806 und in Folge das Ende des Deutschen Reiches brachten für den Herzog von Kleve und Berg die Standeserhöhung zum Großherzog von Berg und die Ausweitung des Großherzogtums mit sich.

Nun wurden auch die in dem neuen Großherzogtum zusammengeschlossenen Gebiete nach französischem Vorbild neu geordnet. Zuerst entstanden die Arrondissements Wesel und Duisburg. 1807 wurde dann auch eine Umstrukturierung der Gemeindeverwaltungen im Großherzogtum vorgenommen (Munizipalverwaltungsordnung vom 13. Oktober 1807). Die Veränderungen im Großherzogtum fanden aber noch kein Ende, da auf Murat weitere Großherzöge an der Spitze folgten. Napoleon selbst blieb jedoch Regent des Landes. Erst 1809 wurden auch Departements eingerichtet, wobei das Rhein-Departement nun die vier Arrondissements Düsseldorf, Elberfeld, Mühlheim und Essen erhielt. Das Arrondissement Essen umfasste auch die altklevischen Gebiete zwischen Dinslaken und Elten, so dass Brünen zu dieser Zeit im Arrondissement Essen des Rhein-Departements liegt. Weitere Gebiets- und Verwaltungsänderungen folgten. Das Gebiet nördlich der Lippe (mit den Kantonen Emmerich, Rees und Ringenberg) fällt 1810 an das französische Kaiserreich. Brünen befindet sich nun im Arrondissement Rees, das dem Lippe-Departement zugeordnet wird, sowie im Kanton Ringenberg mit der Mairie Schermbeck.

Der rechte Niederrhein hat so eine dauernde Umstrukturierung zwischen 1806 und 1813 erlebt. Das Ende der Ära Napoleon sowie die Beschlüsse des Wiener Kongresses 1815 lassen die niederrheinischen Gebiete wieder preußisch werden.

Trotz der kriegerischen, unruhigen Zeiten hat die „Franzosenzeit“ rechts- wie linksrheinisch zu einem völligen Umschwung in Wirtschaft und Verwaltung geführt. Die Einführung des metrischen Systems, die Säkularisierung der Kirchengüter und die Einführung moderner Fabrikationsmethoden, die Einführung des Code Civil, die für alle Untertanen die Gleichheit vor dem Gesetz brachte, und die Aufhebung der feudalen Sonderrechte bedeuteten den Beginn einer neuen Zeit im Rheinland. Das französische Verwaltungssystem war bekannt für seine dokumentierfreudigkeit. Die Einführung der Hausnummern zählte auch hierzu. Eine Auflistung aus der Zeit von 1806-1813 gibt Auskunft über Hausnummern, Hofname, Bewohner und Gebäude. Zu Brünen gehörten demnach 259 Wohnhäuser, 115 Scheunen, 12 Schafställe, 36 Backhäuser und 4 weitere Gebäude. In der gesamten Municipalität (Amt) Schermbeck gab es zum Vergleich: 703 Wohnhäuser, 199 Scheunen, 68 Schafställe, 68 Backhäuser und 48 weitere Gebäude (meist Schuppen).

Eine weitere Quelle für Geschichts- und Ahnenforschung stellt die Personenstandsaufnahme vom Gemeindevorsteher und 1. Beigeordneten Bartholomäus von de Wall von Dezember 1840 dar. Zum Teil werden Hausnummern neu festgelegt, die Personen mit Verwandtschaftsverhältnis, Altersangabe, Religionszugehörigkeit und Berufsangabe aufgeführt.

1816 entstehen die Kreise Rees und Dinslaken. Zum Kreis Dinslaken gehörte unter anderem die Bürgermeisterei (vorherige Mairie) Schermbeck und somit auch Brünen. Bei der Auflösung des Kreises Dinslaken 1823 wird die Bürgermeisterei Schermbeck an den Kreis Rees abgegeben.
Bürgermeistereien, die einen Gemeindeverband darstellten, dienten der Stärkung der Verwaltungskraft vor allem kleiner ländlicher Gemeinden. Die Bezeichnung Amt erfolgte erst später.

Brünen war mit einer Gesamtfläche von 46 km² immer die größte Gemeinde (auch lange einwohnermäßig) im Amtsbezirk, so dass der Gemeindevorsteher Brünens, Rittergutsbesitzer Bartholomäus von de Wall (Gut Venninghausen) von 1823 bis zu seinem Tode 1878 auch der 1. Beigeordnete in Schermbeck war. Ihm folgten in diesem Amt von 1878 bis 1890 Guts- und Brennereibesitzer Friedrich Buchmann, von 1890 bis 1902 Landwirt Johann Hecheltjen (Elgeringshof) und von 1903 bis 1933 Guts- und Brennereibesitzer Hugo Buchmann.

Mit Erwin Holsteg (Huferhof) stellt Brünen von 1969 bis 1975 den Amtsbürgermeister des Amtes Schermbeck. In seine Amtszeit fällt 1957 der Beschluss der Amtsvertretung Schermbeck, in Brünen eine Verwaltungsnebenstelle zu erbauen, um den Bürgern aus Brünen sowie aus den Gemeinden Dämmerwald und Weselerwald künftig weite Wege zu ersparen. Das Standesamt, das gesamte polizeiliche Meldewesen, eine Freihandbücherei sowie einen Verwaltungsraum für den Amtsangestellten und ein Sprechzimmer für den Brüner Bürgermeister stellten das Raumprogramm dar. Im Obergeschoss war eine Wohnung für den Amtsangestellten vorgesehen.

Planer dieses Amtsgebäudes ist der Brüner Architekt und Zimmermeister Heinrich Hemsteg (1902- 1965). Nach einjähriger Bauzeit nimmt die Amtsnebenstelle Brünen des Amtes Schermbeck am 02.01.1959 seine Arbeit auf. Das zweistöckige Gebäude, seinem Wesen nach architektonisch funktional geplant, ziert über dem Eingang ein Mosaik des Künstlers Bernd Terhorst. Dargestellt ist ein Bauer, der einen Pflug führt, der von zwei Pferden gezogen wird. Die von Landwirtschaft geprägte Gemeinde spiegelt sich hier wieder.

Der Emmericher Maler Bernd Terhorst (1893- 1986)

Früh erkennt Bernd Terhorst seine Liebe zur Kunst. Nach einer Lehre als Dekorationsmaler folgen Aufenthalte und Studien bei namhaften Künstlern wie Prof. Otto Linnemann in Frankfurt und Prof. Hugo von Habermann in München, dessen Meisterschüler er ist. Solide Kenntnisse in der Technik der Fresko-Malerei und der Gestaltung von Glasfenstern und von Mosaiken erhält er in dieser Zeit. Mehrjährige Studien in Spanien und Marokko beeinflussen sein vielseitiges Künstlerleben, bevor er 1926 nach Emmerich zurückkehrt.

Folgende Arbeiten machen ihn als gegenständlichen Künstler bekannt: Wandteppich im Rathaus in Emmerich, entworfen und erstellt zusammen mit seiner Frau, der Künstlerin Elisabeth Terhorst – Ausgestaltung des Collegium Leonium in Paderborn (Al-Fresko-Kreuzweg) – Mosaik für eine Kirche in Formosa – Portrait von Papst Pius XII sowie von Kardinälen, Prälaten, Ministern, Botschaftern und von Menschen am Niederrhein – Aquarelle und Ölgemälde vom Niederrhein, von Mallorca und Spanien – Zahllose Fresken, Mosaiken, Plastiken und Glasfenster zieren Sparkassen, Krankenhäuser, Kirchen und Verwaltungsgebäude, wie das in Brünen. Ein international agierender Künstler hat in Brünen seine Spuren hinterlassen.

Das Standesamt in Brünen

Mit der Verwaltungsnebenstelle wurde in Brünen vor allem das Standesamt in Verbindung gebracht. Die durch den Code Civil eingeführte Zivilehe, schlossen Anfang des 19. Jahrhunderts die Brüner noch vor dem „Beygeordneten  der Municipalitaet Schermbeck“. 1874 wurde dann im Königreich Preußen die Zivilehe und damit die Standesämter eingeführt. Brünen hatte als amtsangehörige Gemeinde immer ein eigenes Standesamt. In der Regel wurden Dorfschullehrer oder andere Personen, die schon ein Amt innehatten, zu ehrenamtlichen Standesbeamten ernannt und sie führten ihr Amt in ihrer Wohnung aus. Für Brünen sind folgende Namen archiviert: um 1875 Brans, ab 1900 bis ca. 1930er Jahre Majert (in Vertretung auch: Amerkamp, Hecheltjen, Spieker), über 20 Jahre W. Elmer. In der Zwischenzeit hatte sich das Standesamtswesen geändert, so dass August Berger als Verwaltungsbeamter für die Beurkundungen zuständig war, ihm folgte Alfred Vens-Cappell. Mit der kommunalen Neuordnung endete dann die Zeit des Standesamtes Brünen und des Verwaltungsgebäudes.

Das nachfolgende Foto zeigt die Steintafel, die an der Tür des Brüner Standesamtes hing. Heute befindet sie sich im Standesamt Schermbeck.

1975- Die kommunale Neuordnung (Niederrhein-Gesetz)

Das Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes Niederrhein (Niederrhein-Gesetz) vom 9. Juli 1974 beinhaltet die Gebietsreform auf kommunaler Ebene. Für das Amt Schermbeck und die Gemeinde Brünen bedeutete das einschneidende Veränderungen.

Abschnitt I. § 4und 5 dieses Gesetzes machen es deutlich:
§ 4 Gemeinde Schermbeck
Das Amt Schermbeck wird aufgelöst. Sechs Gemeinden des Amtes, namentlich Bricht, Damm, Dämmerwald, Overbeck, Schermbeck und Weselerwald, fusionieren zu einer neuen Gemeinde Schermbeck. Hinzu kommen die Gemeinde Gahlen des Amtes Gahlen und die Gemeinde Altschermbeck des Amtes Hervest-Dorsten (Kreis Recklinghausen). Die übrigen Gemeinden des Amtes Hervest- Dorsten sowie einige Fluren von Gahlen und Altschermbeck werden mit dem Ruhrgebiet- Gesetz nach Dorsten eingegliedert.

§ 5 Gemeinde Hamminkeln
Die Gemeinden Hamminkeln und Ringenberg des Amtes Ringenberg mit Sitz in Hamminkeln werden mit Brünen (Amt Schermbeck), Loikum und Wertherbruch (Amt Haldern) sowie das bisher westfälische Dingden (Kreis Borken) fusionieren zu einer neuen Gemeinde Hamminkeln, welche Rechtsnachfolgerin des Amtes Ringenberg ist. Hinzu kommen Gebiete der Gemeinden Bislich, Diersfordt, Haffen-Mehr, Haldern und Wesel. Da Hamminkeln seit 1995 aufgrund der Entwicklung der Einwohnerzahlen den Titel Stadt trägt, ist Brünen seitdem ein Ortsteil der Stadt Hamminkeln.

Über die lange Zeit von 150 Jahren wurden die Gemeinden im Amte Schermbeck sehr gut verwaltet und hatten bei erheblichen Investitionen (Straßenbau, Schul- und Sportanlagen usw.) von dieser Verwaltungsform profitiert. Ähnlich wird es in benachbarten Ämtern gewesen sein. Außerdem wurden geschichtliche, kirchliche und kulturelle Verbindungen zerschnitten. Verständlich, dass etliche Gemeinden – so auch Brünen – gerichtlich gegen das Niederrhein-Gesetz vorgegangen sind, letztendlich aber erfolglos blieben.

Auf Kreisebene gab es ebenfalls umfangreiche Gebietsänderungen. Der 1816 gegründete Kreis Rees, der seinen Sitz seit 1842 in Wesel hatte, blieb bis zu seiner Auflösung 1975 einer der deutschen Landkreise, die nicht nach ihrem Hauptort benannt wurden. Der neue Kreis Wesel bildete sich im Wesentlichen aus Teilen der Kreise Rees, Dinslaken und Moers. Der Rhein ist keine trennende Linie mehr.

Das Haus Brans

Geschichte des Hauses und der Familie
Mit Auszügen aus mehreren Bänden von „Brünen – Das Jahrhundertbuch“ von Wilhelm Elmer und dem Buch „Ehre sei den wackeren Brünern“ von Günter Heiligenpahl.

In der Häuserliste von 1660 steht u.a.: „Jan Kopperts‘ 1. erff wohnet uff deß Klosters Mariendahl gueth…“ und weitere Angaben zur Größe des Gutes und den zu tätigen Abgaben. Zu diesem Haus steht im „Register des über das königl. Preuß. Ambt Brünen“ von 1735 auf Seite 66: „Noch unter Capperts dell gehörig. So Martin Schmidt in Pacht hat, dem Closter gehörig“. Diese Grund- und Flurstücke gehörten zum Gut „Capperts Dell“, dem späteren Dellmannshof. Die dazugehörige „Capperts Kath“ betrifft das spätere Anwesen der Familie Brans, welches sich durch Übertragung des anliegenden Waldstückes vergrößerte, das später im Brüner Volksmund „Brans Busch“ genannt wurde.

Wann die Familie Brans durch Erbschaft in den Besitz von dem größten Teil der Grundstücke kam, die 1735 noch unter „Capperts dell“ und „Capperts Kath“ geführt wurde, ist nicht genau beschrieben.

1757-1803 war Johann Arnold Brans insgesamt 46 Jahre reformierter Prediger in Brünen und starb am 08.10.1803 in Brünen. Für die gemeinschaftliche Selbsthilfe in Form von Hand- und Spanndiensten gab es 1769 eine Liste mit Namen, wer in welcher Form und Umfang Dienste zu leisten hatte. In dieser Liste steht unter anderem: „…Brans im Dorf, ist als Prediger frey…“

In einer Liste von 1806 mit Hausnummern in Brünen wird unter der Nr. 103 das „Kappertshaus – Wilhelm Brans“ aufgeführt.
In vielen Dokumenten zum Brüner Landsturm aus dem Jahre 1814 und 1815, ist von „Capitain Brans“ die Rede. Aus den Listen innerhalb dieser Dokumente ist zu erkennen, dass dies Johann Wilhelm Brans war und eine führende Position im Brüner Landsturm innehatte. Der Brüner Landsturm war eine Unterabteilung des Landsturm Wesel, der von Bartholomäus von de Wall, dem damaligen Brüner Ortsvorsteher, geführt wurde.

In der Liste der „Civil-Einwohner zu Brünen“ vom Dezember 1840 werden im Dorf Brünen unter Haus-Nr. 103 folgende Einwohner aufgelistet:

  1. Johann Wilhelm Brans                  – Kaufmann und Gemeindeempfänger
  2. Margaretha Brans                           – Ehefrau des Brans ad 1. geb. Buchmann
  3. Johann Brans                                    – Sohn desselben und Gehilfe des Vaters
  4. Henriette Brans                                – Tochter des Brans ad 1.
  5. Bernhard Tidden                             – Gesinde
  6. Johanna Aldenpash                        – Gesinde
  7. Elisabeth Heiligenpahl                   – Gesinde

Der im Brüner Gemeinderat tätige Johann Brans wirkte 1835 bei der Gründung einer Feuerversicherung auf Gegenseitigkeit für Brünen mit, die zu den sog. Brandordnungen führte und in der Folge zur Gründung der Brüner Feuerwehr. In der Brandordnung vom 1860 wird Johann Brans als einer der vier Brandmeister genannt. Neben seinem Engagement als Gemeinderat nahm Johann Brans als solcher auch Aufgaben in notariellen Angelegenheiten in der Gemeinde war.

Um 1870: Nur noch wenige Brüner werden sich an das Kolonialwarengeschäft Brans erinnern können. Johanna Brans, geb. Fuhrmann, geboren am 2.2.1848, führte bis kurz vor Ende des 19. Jahrhunderts ein Kolonialwarengeschäft in Brünen, Haus Nr. 116 (am Bach, angrenzend an das Haus von Schreibwaren Stenk). Johanna war eine fleißige, geschäftstüchtige Frau, sie handelte nicht nur mit Lebensmitteln, bei ihr gab es auch landwirtschaftliche Bedarfsartikel wie Sensen, Kuhketten und vieles mehr zu kaufen. Ihr früh verstorbener Mann Johann Wilhelm erbte den angesehenen Besitz Brünen Nr. 103, unter anderem den noch heute so genannten Bransberg, mit landwirtschaftlichen Flächen und Gebäuden.

Gemeinsam mit ihrem Sohn Oskar baute Johanna Brans noch vor dem Jahrhundertende in den 1890er Jahren ein ansehnliches Wohn- und Geschäftshaus. Der Eckeingang führte zu dem auch auf den gehobenen Bedarf spezialisierten Geschäft, welches bis etwa Mitte der 1930er Jahre von Johanna, genannt „Brans Hanneken“, geführt wurde. Im Obergeschoss hatte der erste in Brünen ansässige Arzt Dr. Seelheim bis 1903 seine Praxis.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben die zwei Brüner Bernhard Hilgenpahl und Oskar Brans, in Eigeninitiative auf dem bewachsenen Hang gegenüber der ehemaligen Schmiede Fenneken eine Zementfabrik zur Herstellung von Betonwaren errichtet. Es war ein Vorhaben, das aus der Not geboren wurde. Am Anfang waren es vornehmlich Betonsteine, aus denen auch bald eine eigene massive Lagerhalle errichtet wurde. Es wurden Betonrohre in verschie­denen Größen und später auch Dachziegel hergestellt. Über die heutige B 70 führten Feldbahnschienen, um mit einer Lore von dem Aldenpaß­gelände (etwa hinter dem heutigen Imbiss „Alte Molkerei“) den Kies abzufahren. Der zunehmende Autoverkehr in den zwanziger Jahren zwang die Inhaber der Zement­fabrik, den Kies aus dem eigenen Waldgelände zu entnehmen. Etwa Ende der 1930er Jahre wurde die Produktion eingestellt. Ein Hauptgrund war die Zementknappheit wegen der Erbauung des Westwalls durch die Na­tionalsozialisten.

Im nachstehenden Bild von 1938 der Saal Brans, rechts daneben das Wohn- und Geschäftshaus mit Kolonialwarengeschäft, Gastwirtschaft und später die Spar- und Darlehnskasse. Darunter erkennt man das Haus- und Hofgebäude. Die älteste Kegelbahn befand sich in der Schankwirtschaft Oskar Brans. Der ehemals dazugehörige Saal, der ca. 1.000 Personen aufnehmen konnte, wurde im November 1901 fertiggestellt und im 2. Weltkrieg am 13. Februar 1945 durch Brand zerstört. Zu der Zeit lagerte eine größere Menge Rohpapier in diesem Saal.

Im Jahre 1901 war der größte Saal von Brünen fertig und es entstand im Haus daneben eine Schankwirtschaft unter dem Namen „Waldesruh“. Aus den Archivunterlagen des Amtes Schermbeck geht hervor, dass die Ratssitzungen sowohl auf Gemeinde- als auch auf Amtsebene bis in die 1940er Jahre gerne im Hause Brans stattfanden. Der Sohn der Eheleute Oskar und Hermine Brans, Wilhelm, geboren am 7. Februar 1902, wird in den Unterlagen der Volkszählung vom 10. Oktober 1948 als „Bankbuchhalter der deutschen Sparkasse Brünen“ und als Gastwirt angegeben. Bis 1960 führte Wilhelm Brans († 1962) die Spar- und Darlehnskasse, die den heutigen Namen Volksbank Rhein-Lippe eG trägt.

Mit der Familie, der Gastwirtschaft und dem Saal Brans sind die Geschichten vieler Vereine in Brünen eng verbunden. Viele Generationen der Familie Brans waren Mitglieder und Förderer in vielen Brüner Vereinen. So war die Übungsstätte des TUS Brünen 1919/1920 zunächst der Saal Brans, später auch der Saal Köster. Man erzählte sich, wenn der Saal noch abgeschlossen war und ein Turner sich den Schlüssel beim Besitzer Oskar Brans holte, sagte dieser gelegentlich: „Hier hep eh den Schlötel, äver wat eh dor makt het sowiso neks ob sek“. Als Oskar Brans dann einmal in seinem Saal die turnerischen Vorführungen verfolgte, war er über die Vorführungen der Brüner Turner durchaus begeistert. Der Saal wurde von Oskar Brans zu jeder Zeit kostenlos zur Verfügung gestellt. Im Saal Brans waren für die regelmäßigen Übungsstunden auch einige Turngeräte aufgestellt.

Am 03.05.1925 wird von der Theatergruppe des „Gesangverein Dornröschen“ im Saal Brans das Stück „Die elf Schillschen Offiziere“ in historischen Kostümen aufgeführt. Diese Gruppe führte 1935 hier auch das Stück „Die Deserteure in Brünen“ auf.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde der zerstörte Saal Brans nicht wieder aufgebaut. Die Gaststätte „Waldesruh“ wurde von Wilhelm Brans, und nach seinem Tod von seiner Frau Christine, bis in die Mitte der 1970er Jahre weitergeführt. An der linken Seite des Gebäudes, wo ehemals das Kolonialwarengeschäft untergebracht war, wurde durch die Familie Sinn im Februar 1980 die „Linden-Apotheke“ eröffnet. Heute hat die Familie Kehr dort ihre Geschäftsräume.

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