Zur Geschichte des Brüner Marktplatzes und seinem Umfeld zitieren wir aus den Büchern „Beitrag zur Geschichte von Brünen“ von Dr. Otto Hess, „Aus der Geschichte Brünens“ von Hermann Landwehr, „Tragt die Namen in das Buch des Lebens ein“ von Erwin Holsteg und aus „Brünen – Das Jahrhundertbuch“ von Wilhelm Elmer.
Im Laufe der fortschreitenden Besiedlung Brünens kamen in der Folge immer mehr Höfe dazu. Es ergab sich zunehmend daraus das charakteristische Bild von Brünen, der Kern des alten Siedlungsgebietes macht durch die Geschlossenheit den Eindruck eines Dorfes, während alle jüngeren Ansiedlungen Einzelhöfe sind, d.h. in der ganzen Gemarkung zerstreut liegen. Die Tatsache, dass bereits Anfang des 9. Jahrhunderts eine Holzkirche erwähnt wird, zeigt, dass in diesem Bereich eine frühe dichtere Besiedlung stattgefunden hat. Gotteshäuser sind nicht nur Zeugen kirchlicher Historie, sondern geben uns auch Aufschluss über die Geschichte der Region im Allgemeinen und des jeweiligen des Ortes, so auch in Brünen.
Im hohen und späten Mittelalter (ab Mitte des 11. Jahrhunderts) bildeten sich im Allgemeinen die verschiedenen Dorfformen heraus. Es kam zur Wandlung von ländlichen Siedlungen zum festgefügten, platzkonstanten Dorf. Am häufigsten war das Haufendorf, in dem unregelmäßig verteilt Höfe um einen Dorfplatz herum lagen. Der Brüner Dorfkern dürfte sich allmählich seit dem 12. Jahrhundert gebildet haben. Die wirtschaftliche Entwicklung der mittelalterlichen Jahrhunderte war in Brünen, durch örtliche Lage wohl etwas geändert, doch dieselbe wie anderswo im germanischen Westen. Aus den Hörigen der Grundherren bildete sich ein selbständiger Handwerkerstand hervor der im Dorfe neben kleineren Kaufläden (Winkeln) und Gaststätten, verbunden mit kleiner Landwirtschaft den Kern bildet. Die endgültige Manifestierung der Dorfmitte erfolgte wohl durch den Bau der Steinkirche im Zentrum. 1271 kommt diese Brüner Pfarrkirche durch eine Schenkung des Sueder von Ringenberg in das Patronat des Frauenklosters zu Wesel. Also muss sie vorher erbaut worden sein.
Wenn man sich die Karte des Dorfes und seiner westlichen Umgebung aus dem Klever Urkataster von 1735 ansieht, lässt sich die zuvor beschriebene Entwicklung noch nachvollziehen.
Ebenso lässt sich aus der Karte entnehmen, dass man den Marktplatz, so wie wir ihn heute kennen, ursprünglich nicht zu diesem Zweck angelegt hat. Er ist aus der zuvor beschriebenen Entwicklung des Dorfkerns in den Jahrhunderten entstanden.
Die heutige Bezeichnung „Marktplatz“ entstammt nicht der Nutzung als solcher in den letzten Jahrhunderten. Regelmäßige Wochenmärkte wie in den größeren Städten fanden hier nicht statt, denn die Brüner Bauern brachten ihre Produkte zu den Märkten in die Städte der Umgebung, dort wo die Menschen wohnten. In seinem Buch „Aus der Geschichte Brünens“ zitiert Karl Plato ein Protokoll vom 04.12.1852 bezüglich einer Anfrage an höhere Stellen für zwei weitere Viehmärkte in Brünen. Man wollte wegen der starken Nachfrage neben den beiden bestehenden Terminen im Mai und Juli noch zwei weitere im März und November durchführen. Es gibt Überlieferungen unserer ältesten Dorfbewohner, dass diese wohl auf dem Marktplatz stattgefunden haben könnten.
Ab den 1950er Jahren gab es einige Einzelhändler wie z.B. der Obst- und Gemüsehändler Wilhelm Hettkamp oder andere, die mehr oder weniger regelmäßig ihre hier Produkte anboten. Zuvor fuhren diese Einzelhändler von Hof zu Hof und verkauften ihre Ware dort. Erst seit dem Jahre 2012 gibt es einen etwas umfassenderen Bauernmarkt an jedem Samstag auf dem Brüner Marktplatz.
Es gab Veränderungen der Straßen im Dorfkern wie z.B.1818 wo die erste Pflasterung der Dorfstraße erfolgte, wobei alle Einwohner der Gemeinde Hand- und Spanndienste leisten mussten. In diesem Zusammenhang wurde auch der Marktplatz befestigt. 1912 wurde die Dorfstraße verbreitert, bekam Bürgersteige und die Strommasten waren sichtbare Zeichen der Elektrifizierung.
Widmen wir uns nun den Anwohnern und deren Häuser um den Marktplatz herum und beginnen mit den ältesten uns vorliegenden Karten und Namen. Wir betrachten noch einmal einen Ausschnitt der Karte aus dem Clever Kataster von 1735, welches das Brüner Dorfzentrum zeigt. Zu den auf der Karte eingezeichneten Nummern gibt es ein Verzeichnis, in dem alle Namen und Grundstücksgrößen aufgeführt wurden.
Wenn man sich diese Namen anschaut finden wir davon heute nur noch wenige wieder, da sich die Besitz- oder Pachtverhältnisse über die Jahrhunderte durch Verkauf, Heirat oder Vererbung natürlich änderte. Bis auf eine Ausnahme finden wir alle Gebäude auch heute noch wieder, natürlich in geänderter Form. Und diese Ausnahme ist die erste Dorfschule, die um 1650 an der Südseite des Kirchplatzes erbaut worden ist.
Schaut man sich einen aktuellen Plan der Dorfmitte mit dem Marktplatz an, erkennt man, dass sich die Struktur nicht wesentlich verändert hat. Nur die Namen der heutigen Besitzer oder Mieter haben sich verändert.
Machen wir jetzt einen Rundgang auf dem Marktplatz in Bildern und Informationen und gehen von der Bundesstraße ausgehend auf den Platz.
In diesen Bildern aus den 1960er Jahren ist auf der linken Seite das Haus der Familie Willich, die seit dem Ende des 2. Weltkrieges hier wohnen. Die Vorgänger waren hier die Familien Wilhelm Buchmann und 1735 Heinrich Waterham. Rechts daneben das Haus der Familien Heiligenpahl, Eimers und 1660 der Schulmeister Gerhard Waterham. Auf dem Bild links ist „Lisken“ Eimers in ihrer Haustüre zu sehen und vor dem Haus der Wasserbrunnen, aus dem der tägliche Bedarf per Hand gepumpt wurde.
Wenn wir uns dann im Uhrzeigersinn drehen, sehen wir als nächstes die Front des Hauses Köster-Glowotz. In der Brüner Häuserliste von 1660 steht für dieses Haus die Eintragung „Bastian,Schuemacher, Katstede, wohnt in sein eig(en) hauß ist ein Schuemacher seines hand werks hat 1. Morgen bau L(and)…“ In der Karte von 1735 steht ein Bastian Ruiter als Besitzer und unter der von den Preußen vergebenen Hausnummer 141 steht in der Häuserliste von 1806 ein Bernd Bastian als Inhaber des „Bastianhaus“ eingetragen. Im Brüner Dorfreim, der um 1885 entstand, steht hierüber: „…Baschun stockt de Brandewin…“ Günter Heiligenpahl gibt dazu die Erklärung, hier sei die „Brennerei des Vogts; Sebastian (Baschun) Brundert“ gemeint. Der Spitzname „Baschun“ für die Gaststätte (später Köster) hat sich dann noch sehr lange gehalten.
Das Gasthaus Köster gibt es seit 1885 und der Saal mit Rundbogen-Decke und Säulengang wurde um 1900 erbaut, in dem auch zu der Zeit schon eine Kegelbahn eingebaut wurde. Mit diesem Haus sind sehr viele Ereignisse und Geschichten des gesellschaftlichen Lebens in Brünen verbunden.
Das Bild links entstand 1925 und bildet die alte Hausfront ab, in der Türe steht Martha Köster. Das Bild rechts zeig das Haus nach dem Umbau im Jahre 1932, wie es sich auch heute noch zeigt. Der Saal und die Kegelbahn haben ihr Aussehen nicht verändert, da er im zweiten Weltkrieg nicht beschädigt wurde. Es wurde im Jahre 1995 die Toilettenanlage unter Beteiligung der Brüner Schützenvereine erneuert und Renovierungen vor allem durch den Brüner Bürgerverein vorgenommen.
Nahezu alle Vereine in Brünen haben in diesem Saal Veranstaltungen jeglicher Art durchgeführt. Von sportlichen Vorführungen über kulturelle Veranstaltungen wie Theaterstücke, Chor- und Orchesterkonzerte, Modeschauen bis hin zur Tanzschule am Sonntagmorgen gab es. Mit dem Saal Köster verbinden vor allem die beiden Schützenvereine in Brünen ihre vielfältige Geschichte, bis sie 1974 wegen Platzmangel in die Reithalle ausweichen mussten. Nach wie vor ist der Saal bei den Schützenfestumzügen der beliebteste Zwischenhalt bei den Umzügen durch das Dorf und der Brüner Bürgerverein organisiert einige Veranstaltungen, die leider in der Anzahl begrenzt sind.
Dieses Bild zeigt den Schützenverein Sankt Johann Brünen nach dem Einzug in den Saal Köster anlässlich des Schützenfestes 1969. Natürlich hat auch die Kegelbahn und ihre Kegelclubs eine lange Geschichte, die bis heute anhält.
Rechts neben Köster steht das Haus der Familie Ellgering auch „Ollevogt“ genannt. In der Häuserliste von 1660 steht hierfür „Herman Becks oder Voegt dobbelte Kat wohnet in Sein hauß…“. In der Karte von 1735 steht hier Vogt Waterham, in der Häuserliste von 1806 auf der „Waterhams Kath“ – Johann ten Kervel.
Dieses Haus im vorstehenden Bild spielt in der Brüner Geschichte eine besondere Rolle, da es der Sitz eines Vogtes war und zum Haus Venninghausen gehörte. Diesen Titel aus dem Mittelalter kann man als Anwalt (der Herbeigerufene) bezeichnen und er hatte ähnliche Aufgaben. Der Flur in diesem Haus ist aus Rheinkieselsteinen gelegt, genau wie der Boden im Haus Venninghausen und steht unter Denkmalschutz.
Die Initialen auf dem Bild bedeuten: BE = Bernhard Ellgering – JKI = Johanna Klein-Isselmann – 1846 = im Jahre
In seinem Buch „Aus der Geschichte Brünens“ schreibt Hermann Landwehr:
„…Der Brüner Freistuhl lag 1460 in Haviclo-Ulenpasch (Haveke lo) also Havelich. Nach Archivrat Sauers Untersuchung soll es in Brünen drei Freistühle gegeben haben, einen bei ten Vryhus. Allerdings finden später Gerichtssitzungen bei „Oergelis“ (Organist) in der Nähe von Hof Freyhaus, außerdem beim „olden Vogt“ am Markte statt…“
Aufgrund dieser Vorgeschichte des Hauses ist es zu verstehen, dass der Brüner Volksmund vom „Ollevogt“ spricht.
Gehen wir ein Haus weiter, wo jetzt die Familie Steinkamp wohnt und eine Werkstatt für Rolladen und Sonnenschutzsysteme hat. Vorher wohnten dort die Familien Holtkamp und Johann Buchmann („Schnellings Jan“). In der Karte von 1735 steht dort als Besitzer Baltzer Günckers eingetragen.
An der westlichen Kopfseite des Marktplatzes steht die alte Schmiede Beling, die vom jetzigen Besitzer Syperrek restauriert und als Ausstellungsraum eingerichtet wurde. Auf dem nachfolgenden Bild von 1914 sieht man auf der linken Seite die Ecke des Hauses der Familie Buchmann (heute Steinkamp), daneben das alte Haus in dem 1735 der Schulmeister Koch wohnte. Dahinter steht quer das ehemalige Wohnhaus der Familie Beling, vorher Stemminghaus (1735) und ist jetzt auch im Besitz von Syperrek.
Wilhelm Elmer schreibt im Band I seines Jahrhundertbuches:
Die Schmiede am Marktplatz und das Haus an der Weseler Straße 75, früher Hausnummer 137, gehörte dem Schmiedemeister Johann Heinrich Beling, verheiratet mit Frau Margarete, geb. Nettelbusch. Die Namen erscheinen erstmals in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts in den Brüner Kirchenbüchern. Die Schmiede in diesem Hause dürfte zu den ältesten Handwerksbetrieben in Brünen zählen. Bereits 1859 übernahm Sohn Wilhelm Beling, geb. 1824 in Brünen, den elterlichen Betrieb, den er 1897 zusammen mit den Wohn- und Wirtschaftsgebäuden wiederum seinem Sohn Friedrich (geb. 1852) übergab. Ein kleiner landwirtschaftlicher Besitz, der eine Haltung von zwei bis drei Kühen ermöglichte, gehörte ebenso dazu. Friedrich Beling hatte fünf Töchter und zwei Söhne. Der älteste Sohn Heinrich (geb. 1889) war Schmiede- und Elektromeister und übernahm 1921 von seinen Eltern den Besitz.
Im 2. Weltkrieg wurde die Schmiede zerstört. Heinrich Beling konnte vor seinem Tod 1948 die Schmiede jedoch erneut aufbauen. Seine Witwe verpachtete den Schmiedebetrieb dann an den Schmiedemeister Alfred Heyne aus Damm und danach an den Landmaschinenbetrieb Bernhard Große-Holtforth aus Wesel-Ginderich. Der Landmaschinenbetrieb wurde Ende 1977 eingestellt.
Hinter der zuvor beschriebenen Häuserfront von „Baschun“ über „Ollevogt“ und „Schnelling“ bis „Beling“ an der Südseite des Marktplatzes gab es einen Bereich mit mehreren Grundstücken von 1-2 Morgen Größe mit ehemals der Kirche zinspflichtigen Häusern. Peterlinge wurden sie schon in vorreformatorischer Zeit genannt, als diese noch St. Petrus geweiht war. Den Bereich nannte man auch die „Petereij“. Mehrere Häuser davon sind abgebrochen worden, wo heute der K+K- Markt steht. Man kann auch noch heute diese Grundstückseinteilungen sehen, wenn man durch den schmalen Pfad von der heutigen Kirchhofstraße hinter dem Saal Köster nach rechts geht.
Wenn wir unseren „Rundgang“ über den Marktplatz rechts neben der Schmiede fortsetzen, kommt das verkehrstechnische Zentrum des Dorfes in den Blick, wo die Straßen aus Wesel und Hamminkeln zusammentreffen. Der Blick auf diese Ecke zeigt das nachfolgende Bild aus dem Jahre 1938 mit dem auf dem Marktplatz ausgestellten Segelflugzeug „Zögling“, gebaut von einer Brüner Baugruppe.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße sehen wir die Gaststätte Pollmann mit Saal, vorher auch Titzhoff und Steenbeck op de Eck genannt. An dieser Stelle stand 1735 das Haus der Familie Goldschmeding, wovon 2 Generationen viele Jahre Küster und Organisten in der Brüner Dorfkirche waren. Rechts daneben die Gaststätte Majert, vorher Johann Hopermann auf „Hopermannskath“ (Spitzname für den Gastwirt war „Hoper Tröll“).
Karl Plato erwähnt in seinem Buch, dass vor den Gasthöfen Majert und Titzhoff (danach Pollmann) und neben dem Besitz Henckel je eine Pumpe stand. An jeder hing ein großer Zinnlöffel. Dem Wanderer und den Schulkindern standen sie zur Verfügung. Die Henckelsche Pumpe wurde aus dem Brunnen von Majert gespeist. Weil sie aber vornehmlich für die Schulkinder gedacht waren, zahlte die Zivilgemeinde jährlich eine Mark Anerkennungsgebühr an Majert.
An der Ecke des Marktplatzes stehend geht der Blick natürlich auf das Haus der Familie Buchmann, welches das Bild der Dorfmitte ganz wesentlich prägt. Das nachfolgende Foto aus den 1960er Jahren zeigt rechts neben dem Vorderhaus die Brennerei mit dem Schornstein, wo bis 1972 Spirituosen gebrannt wurden.
In der französischen Besatzungszeit werden in einer Liste die Häuser in Brünen zwischen 1806-1813 aufgelistet. Dort ist unter der Nummer 126 das „Ewighaus“ der Witwe Buchmann aufgeführt. Woher die Bezeichnung des Hauses als Ewighaus, Ewigs Kathe, rührte, ist nicht ganz geklärt. Im Jahre 1702 und 1714 erscheint der Familienname ‚Ewighus‘ im Sterberegister mit dem Ableben eines Kindes und der Ehefrau eines Bernd Ewighus. Denkbar ist, dass der 1753 verstorbene Evert Bastian ten Kervel das Schmiedgens Gut von einem Ewighus vor 1735 erworben hatte.
Wenden wir uns nun der Seite des Marktplatzes zu, die an den Kirchhof angrenzt. Der von uns heute gewohnte freie Blick auf die Dorfkirche gibt es erst seit 1930, vorher hat dort 280 Jahre lang die erste Brüner Schule gestanden.
Aus alten Urkunden ist zu entnehmen, dass in Brünen etwa um 1650 die erste Dorfschule dort erbaut wurde. Namentlich werden die Dorfschulmeister Waterham, Seither und Koch erwähnt, die den Kindern der Brüner Familien das Lesen, Schreiben und Rechnen beibrachten, bevor dann die 4 Generationen Landwehr diese Aufgabe übernahmen. In der ersten Karte aus dem Clever Kataster ist die Schule am Kirchplatz eingezeichnet.
Auf dem vorstehenden Bild sehen wir den Marktplatz mit der Schmiede Beling und gegenüber die Gaststätte Steenbeck op de Eck (Titzhoff) und auf der rechten Seite die Rückseite der alten Schule mit dem Anbau der Toiletten. Über den Platz zieht Ende Januar 1929 ein Beerdigungszug mit Kranzträger, Pfarrer Pistor, Sargträger, Kapelle Kind und dahinter Abordnungen der Brüner Vereine unter Führung des Kriegervereins anlässlich der Beerdigung des Langwirtschaftsdirektors Friedrich-Wilhelm Gräfen.
Das vorstehende Bild zeigt in der Mitte die alte Dorfschule am Kirchplatz um 1900, genannt „Elmers Schule“. Sie wurde 1829 neu errichtet und hundert Jahre später, 1930 abgerissen. Die vorherige Schule war an gleicher Stelle auf dem heutigen Kirchplatz um 1650 erbaut worden. Im Bild die jungen Leute mit dem Fahrrad stehen auf dem Platz zwischen der Schule und der Kirche des seit 1873 bestehenden Textilgeschäftes Wefelshütten (Eckhaus links), heute Moschüring. Im Bild hinten rechts die Eingangstüre der Gaststätte Majert.
Zur Beschreibung der Anwohner des Brüner Marktplatzes zitieren wir hier den betreffenden Teil des Dorfreims. Eine Erläuterung, um welches Haus es sich handelt, steht rechts daneben.
– Hopermann, de Heer, Gaststätte Majert-Tinnefeld
– Köster, de Bär. Gaststätte: Titzhoff, Pollmann-Schöddert, Mitte der 1970er Jahre wegen Verlegung der Weseler Straße abgebrochen, heute Parkplatz Landgasthof Majert
– Schnelling geht rasieren, Bauer Johann Buchmann, Sonnenschutz Steinkamp
– Ollevooch geht spazieren. Vogt; Bauer Ellgerin,; Küster und Totengräber. Küsterin Temmler
– Baschun stockt de Brandewin, Brennerei des Vogts, Sebastian (Baschun) Brundert, Gaststätte Köster-Glowotz
– Bongert hölt de Fuselfläsch dordrin. Keine Zuordnung, da mehrere Bongers im Dorf
– Jokobsmann düt de Schenk inne Pott. Bauer Wilhelm Buchmann, Willich
– Kerkhoff treck noch anne Klock. Tenbergen, Küster und Totengräber, heute zum Teil Moschüring
– Wefelshütten röp: „Oh,Heer min Gott! “ Uhrmacher und Wäschemanufaktur Wefelshütten, Mölls, Schult, Moschüring
– En, twee, drej, die ganze Peterej Ehemals der Kirche zinspflichtige Häuser. Als „Peterlinge“ wurden sie schon in vorreformatorischer Zeit genannt, als die Kirche noch St. Petrus geweiht war. Mehrere Häuser sind abgebrochen worden, heute K+K- Markt,
– Beling, Schrott, Herding on Scheld hört ook dorbij Schmiede Beling, Höpken, Landmasch. Heyne, dann Große-Holtfort, Syperrek Schrott abgebrochen, K+K-Markt, Maurer Herding, Maurer Schild
– Buchmann stök Fusel, löt seck niet lompen Gutsbetrieb und Brennerei Buchmann
Am Schluss dieser Beschreibung des Marktplatzes und seinem Umfeld geben wir einige persönliche Gedanken von Karl Plato zum Leben in Brünen um die Jahrhundertwende 1900 und eine Beschwerde eines Brüner Bewohners in der Dorfmitte von 1926 und wieder.
Karl Plato:
„…Ja, noch ist es das Dorf der Stille, die nur unterbrochen wird durch das Klappern der Holzschuhe, durch den gleichmäßigen und geruhsamen Aufschlag der Pferdehufe und ab und zu durch das Quietschen der Pumpenschwengel. In der Nacht rührt sich nichts. Nur selten rennt nächtlicherweise jemand „met de rappe Klomp“ über die Dorfstraße. Es ist das Signal: Irgendwo hat ein junges Lebewesen das Licht der Welt erblickt. Man braucht keine Zeitung und keine Geburtsanzeigen. Und im Ort wird es dann lebendig, wenn die Marsch-musik und der Gleichschritt durchziehender Regimenter aus dem „Klein Potsdam“ Wesel, oder die der Krieger- und Schützenvereine ertönen.
…Nein, man schätzt in dieser Zeit die Zugezogenen nicht sonderlich. Lieber auf den Bau einer Eisenbahn verzichten, die durch Brüner Gebiet geplant ist, als sich dem Zustrom von Fremden ausgesetzt sehen. Es gilt immer noch: Unter sich bleiben! Man heiratet nach Möglichkeit innerhalb der Gemeinde.“
In einem Schreiben an den Bürgermeister im Jahre 1926 beschwert sich ein Einwohner der Dorfmitte von Brünen trotz seiner Schreibschwierigkeiten anonym auf seine Art, das wir nachfolgend wortgetreu wiedergeben:
Brünen den, 15.12.1926
Herrn Bürgermeister!
Ich möchte Ihnen bitten, daß Sie den Wachtmeister mal um Aufforderung bitten, das der des abends Feierabend tut. Denn wo ich viel krank liege, na nicht angenehm das einen die nächtliche Ruhe genommen wird. Bei Gastwirt – Pollmann + Köster ist das abends am schlimmsten. Wie ich in der Zeitung gelesen habe, soll
doch um 11 Uhr Feierabend, aber was ist oder sonst was, daß geht immer die Nächte durch. Denn der Wachtmeister bekommt doch seinen Gehalt da laß er was für tun, und nach 11 Uhr wird meistens Unsinn getrieben. Hoffentlich wird es bald besser.
Freundlichem Gruß … in Brünen.
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